Welche Wolle du für welches Strickprojekt benutzen kannst!

Im folgenden Beitrag gibt es mal eine kleine Wollkunde. 

Klein, weil ich keine ausgewiesene Expertin bin, die dir jetzt einen von Mikron und exakten Zusammensetzungen der Wolle erzählen kann.

Also, wenn du das hier liest, wirst du dich entweder einfach nur für Wolle interessieren, oder du bist neu auf diesem Gebiet unterwegs, fühlst dich von der auf dem Markt feilgebotenen Auswahl einfach nur erschlagen und fragst dich jetzt aus welcher Wolle du zur Hölle jetzt einen Pullover stricken kannst oder ob Sockenwolle nur zum Socken stricken da ist. Mehr dazu am Ende des Beitrages.

Kleine Info noch: Der Beitrag enthält Werbung wegen Markenerkennung, alle Produkte sind von mir selbst gekauft worden.

Wollstrang und von Hand gewickeltes Knäuel

Am Anfang meiner Strickkarriere waren genau das die Fragen, die ich mir gestellt hatte. Damals war das mit dem Internet und der Thematik stricken noch nicht so weit ausgebaut, dass man mal eben schnell hätte Googlen können. Ha, ja so alt bin ich!

Also bin ich ins alteingesessene örtliche Wollfachgeschäft und fragte nach, welche Wolle ich denn am besten zum Socken stricken nehmen könnte.

Ich wurde von einem älteren Herrn, welcher gerade hinter seinem Verkaufstresen in seiner Tageszeitung versunken war, mit einem skeptischen Blick über seinem Brillenrand hinweg inklusive lapidarer Handbewegung irgendwo nach hinten links navigiert und der Drops war gelutscht. Danke für nix!

Das ich damals am Ball geblieben bin war echt ein Wunder. Denn irgendwie lief jeder Besuch so ab und hatte, aufgrund des mürrischen Herrn und seiner Gemahlin, die mich ständig im Auge hatte, als ob ich gleich ne Waffe ziehen und mit dem gesamten Inventar rausspazieren würde, so gar keinen Spaßfaktor und ich fühlte mich wie ein Fremdkörper. Wer noch Mrs. Oleson aus ´Unsere kleine Farm` kennt, der müsste jetzt das passende Bild vor Augen haben.

Das es dieses Geschäft nicht mehr gibt?! Echt merkwürdig. *Ironie off*

Wie dem auch sei.

Also eigentlich ist ja Wolle auch nur der Oberbegriff den wir Stricker:innen automatisch verwenden. Sobald etwas als Knäuel daherkommt, schreit der Kopf gleich „Ahhhh, Wolle“!

Fast genauso wie, ein „Taschentuch“ automatisch ein „Tempo“ ist. Na, erwischt? Hehe!

Jedenfalls gibt es einiges an unterschiedlichen Fasern da draußen zu entdecken, zu bekuscheln und zu verstricken.

Deswegen habe ich dir hier mal eine kleine Übersicht vorbereitet, ein bisschen was zu Banderolen und erzähle dir danach noch, wofür du was verwenden kannst.

 Los geht’s…

Als erstes nehmen wir mal als neuen Oberbegriff: Fasern!

Jepp, wir verstricken nämlich Fasern, welche aus den verschiedensten Rohmaterialien daherkommen.

  1. Tierische Fasern: Alpaka, Angora (Kaninchen), Kaschmir (Ziege), Merino (Merinoschaf), Mohair (Ziege), Schurwolle (Schaf), Seide (Kokons von Raupen), Yak
  1. Pflanzliche Fasern: Bambus, Baumwolle, Leinen
  2. Synthetische Fasern: Acryl, Polyester, Polyacryl, Polyamid (Nylon)

Falls du keine tierischen Fasern verwenden möchtest. Kein Problem.

Der vegane Woll- bzw. Fasermarkt hat mittlerweile auch eine Menge zu bieten. Hier gibt es Mischungen aus: Sojaseide, Tencel, Karpok, Eukalyptusgarn, Hanf, Viskose, Lyocell, Seacell Algen und natürlich die bereits oben genannten synthetischen und pflanzlichen Fasern.

Hier hast du jetzt eine grobe Übersicht. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass du viele Arten von Fasern als Mischungen erhältst. Je nach Vorliebe und vor allem zum passenden Zweck.

Garne die als Sockenwolle deklariert sind, bestehen meist aus einen Hauptfaser wie z.B. 75% Schur- oder Baumwolle und 25% Polyamid. Der Grund hierfür ist die längere Haltbarkeit und höhere Strapazierfähigkeit der Socken.

Ansonsten gibt es unzählige weitere Mischungen, die sich aus den verschiedensten Kombinationen zusammensetzen können.

Wie z.B. Bouclégarn, Chenillegarn, Effektgarne (Plüsch, Metall ect) , Tweed usw.

Hier kannst du dir die Zusammensetzungen auf den Banderolen anschauen.

Man sieht, für jeden ist da etwas dabei.

Kleiner Fun-Fact: Wusstet ihr das die teuerste und feinste Wolle von Vikunjas stammt? Das sind Verwandte der Lamas/Alpakas und ein Kilo Vikunjawolle kostet, aufgrund der Seltenheit, ca. 500 Euro.

Wollbanderole
Wollbanderole

Die Banderole

Als nächste beschäftigen wir uns beide mal ein bisschen mit der Banderole. Was steht da eigentlich alles drauf und was heißt das für dich du dein Strickprojekt?

Am Anfang findet man ja so eine Banderole super verwirrend. Also so ging es mir damals zumindest. Abkürzungen und irgendwelche Zeichen, die ich einfach nicht einordnen konnte. Ähnlich kryptisch wie die Zutatenliste von Cola. E150d … bitte was?? Egal runter damit. Wird schon passen.

  1. Markenname
  2. Garnbezeichnung
  3. Materialzusammensetzung
  4. Pflegehinweis
  5. Maschenprobe
  6. Nadelstärke
  7. Farbnummer/Partienummer
  8. Lauflänge
  9. Gewicht

Auf industriell hergestellten Garnen, steht meist dieses ganze Gedöns drauf. Wobei sich die Banderolen von Handfärber:innen meist auf deren Markenname, die Garnbezeichnung, Materialzusammensetzung, Farbe, Lauflänge und Gewicht und eventuell noch die Nadelstärke beschränken.

Aber nochmal im Einzelnen. Zum Marken bzw. Herstellernamen muss ich nix sagen. Bei der Garnbezeichnung lassen die Firmen ihrer Kerativiät freien Lauf und hilft in der Unterscheidung bzw. Kategorisierung von deren angebotenen verschiedensten Materialmischungen oder Garnstärken. Da gibt’s 2-fach, 4-fach, 6-fach oder sogar 8-fach verzwirnt, unverzwirnt, Dochtgarn und weiß der Henker noch alles. Man muss schließlich irgendwie den Überblick behalten können. Die Materialzusammensetzung sagt dir aus welchen Fasern das Garn besteht und der Pflegehinweis, den kennen wir bereits von den kleinen Schildchen, die wir in unserer gekauften Kleidung finden, welcher dir sagt wie du dein fertiges Strickstück anschließend zu behandeln hast.

Die Maschenprobe und Nadelstärke sind eher Richtwerte und sollten nicht allzu ernst genommen werden, da jeder anders fest oder locker strickt. Schau was du stricken möchtest und mach dir deine eigene Maschenprobe mit der angegebenen Nadelstärke der entsprechenden Anleitung, die du stricken möchtest. Mehr zur Maschenprobe findest du hier!

 

Die Farb- und Partienummern solltest du für größere Strickstücke, in denen du mehrere Knäuel verstrickst, umso ernster nehmen.

Also falls du einen Unifarbenen Pullover stricken möchtest, sollten alle Knäuel nicht nur die gleiche Farbnummer haben, sondern unbedingt aus der gleichen Partie stammen. Denn jeder Färbeprozess ist immer ein bisschen anders. Da kann es dann sein, dass aus einer Färbepartie vorher das rot ein wenig heller oder dunkler geraten ist als aus der nächsten Partie.

Tipp: Falls das nicht möglich sein sollte, kein Ding. Stricke den Pulli einfach alternierend, sprich abwechselnd. Das heißt, wechsele alle paar Runden/Reihen die Knäuel ab. Dann sieht man den Farbunterschied nicht so hart und das Ganze wirkt harmonischer.

Die Lauflänge und das Gewicht geben an, wie viele Meter das Knäuel oder der Strang haben. Beispiel: 100gr = 400m

Das ist wichtig, um deinen entsprechenden Bedarf auszurechnen und abzudecken. In Strickanleitungen ist meist hinterlegt, wieviel du von welcher Wolle brauchst. Und lässt sich so ganz leicht ausrechnen.

Falls du dir unsicher sein solltest, frag einfach mal beim Hersteller nach. Eine kurze Mail und dir wird sicher geholfen.

Wollwickler und Wollhaspel

Weitere Unterschiede wie das Garn erhältlich ist, sind die Arten der Wicklung oder eben nicht Wicklung.

Es gibt

  • Knäuel
  • Flachknäuel
  • Konen (leider hatte ich keine fürs Foto)
  • Stränge

Die Unterschiede liegen hier ganz einfach darin ob Strickbereit oder nicht. Während du Knäuel von Innen oder außen sofort verarbeiten kannst, lassen sich Garne, die auf Konen verkauft werden, nur von außen abstricken.

Stränge sind vor dem Verstricken noch selbst von Hand oder mit einem Wollwickler und einer Haspel zu wickeln.

So viel dazu. Jetzt kommen wir aber zu eigentlichen Fragestellung vom Anfang des Beitrages.

Welche Faser benutze ich jetzt wofür? Woraus stricke ich am besten ein paar Socke oder einen Pullover etc.

Ich rede offen. Das ist Peng!! Ja sie lehnt sich weit aus dem Fenster. Aber das ist mittlerweile meine Meinung.

Denn wenn ich eines von der wunderbaren, talentierten Laerke Bagger (diese Frau ist im Bereich stricken einfach Mindblowing) gelernt habe, dann ist es „Tu was du willst!“ Ihr Buch „Stricken“* kann ich dir nur wärmstens empfehlen.  (*Affiliate Link)

Stricken soll Spaß machen und ist Kreativ. Klar kommt es darauf an, was du von deinem fertigen Strickstück erwartest oder eben nicht. Also welchen Zweck das Garn erfüllen soll. Darüber solltest du dir im Vorfeld im Klaren sein.

Denn wenn deine Socken oft in Schuhen getragen werden und langlebig sein sollen: Nimm hierfür am besten eine speziell hergestellte Sockenwolle. Wenn deine Strickjacke nicht pillen soll, nimm keine unverzwirnte Schurwolle, sondern lieber eine Alpakawolle die nicht pillen soll. Oder verstricke direkt eine Sockenwolle in den Pullover bzw. Jacke.

Ich weiß, wir Menschen halten uns ja super gerne an Empfehlungen, Regeln und Gesetze. (Sie fällt gleich aus dem Fenster) Kannste machen.

Um Himmels Willen ich will dich zu nichts verleiten, wenn du dich an die Angaben der Anleitung bzw. des Garnherstellers halten willst. Feel free!

Ich will ja nicht schuld sein, wenn der Pulli am Ende nicht deinen Erwartungen entspricht.

Ich habe schon Socken aus 100% Merinowolle verstrickt und liebe sie. Ich weiß aber auch, dass ich diese keinesfalls in Schuhen tragen werde. Wenn ich Bock auf Effektgarn habe, dann verstricke ich es. Oder ganz wild, verschiedene Materialien oder Garnstärken zusammen in einem Projekt verstricken. Man muss nicht immer alles genauso machen wie es die Anleitung oder die Banderole von einem erwarten.

Das Einzige, worauf du wirklich achten solltest, ist die Maschenprobe. Wenn die zur Anleitung passt, ist alles Gut.

Wenn dir ein Garn gefällt, gibt es immer einen Weg dieses in die gewünschte Strickanleitung einzufügen, obwohl ein ganz anderes Garn empfohlen worden ist. Im Netz gibt es dazu auch spezielle Umrechnungstabellen. Einfach mal in die Suchmaschine eingeben und es wird geholfen.

verschiedene Wollarten Wollknäuel

Also nimm das Stricken, Häkeln oder was auch immer nicht so ernst und mach einfach mal.

Könnte ja gut werden!

Denn was soll schon großartig passieren? Ribbeln kann man immer und zur Not kannst du Mrs. Oleson fragen. 😉

XoXo Katja

6 Kommentare

  1. Ich sitze auf dem Sofa und klatsche Beifall 👍👏👏👏👏
    Super geschrieben. Das macht Lust aufs wilde Ausprobieren 😘

    Antworten
    • Herzlichen Dank für das Feedback, Iris ! Ja einfach mal machen, rubbeln kann man doch auch immer. 😁
      LG Katja

      Antworten
  2. Großartig

    Antworten
  3. So unterhaltsam und informativ! Herrlich, liebe Katja! Du bist eine Bereicherung für die Strickwelt! Danke, dass du dir so viel Mühe und Arbeit machst🫶😘

    Antworten
    • Das mich jemand mal als Bereicherung betitelt!! Danke dir Britta 😄

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert